Kürzlich hat der britische Sporthändler Sports Direct, der kürzlich die Welser Eybl-Gruppe übernommen hatte, seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2013/14 veröffentlicht. Darin tauchen auch Zahlen über die Akquisition der Eybl-Gruppe auf, die belegen, dass das heimische Traditions-Unternehmen in eine bereits prekäre Situation geschlittert war.
Prüfung. Der Leiter des Steyrer FH-Studiengangs "Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement", Heimo Losbichler, hat die Bilanz der Briten gemeinsam mit seinem Kollegen Josef Arminger für die OÖN unter die Lupe genommen. Hier der gesamte Bericht:
Was sofort ins Auge sticht: Sport Eybl war an der Kippe zu einer Pleite.
„Das Unternehmen war zum Verkaufszeitpunkt de facto mit 11,5 Millionen Euro überschuldet, da könnte ich mir vorstellen, dass es in Richtung Insolvenz gegangen wäre", sagt Losbichler. Sports Direct (SDI) hat für den Sporthändler in zwei Tranchen etwa 23 Millionen Euro bezahlt. Abzüglich der bei Eybl vorhandenen liquiden Mittel hat der Kauf SDI 18 Millionen Euro gekostet. Bild: Nichts erinnert mehr hier am Stammhaus in der Welser Bahnhofstraße an Sport Eybl, einst startete da der stolze Erfolgsweg der Sportmarke.
Für Losbichler sei das ein stolzer Preis gewesen. „Im Geschäftsbericht von SDI steht, dass man auch die lokalen Mitarbeiter und die Managementexpertise als werthaltig ansehe. Aber davon ist ja jetzt immer weniger übrig“, sagt Losbichler. Der größte Wert, den Eybl zu SDI mitgenommen hat, liegt im Anlagevermögen, etwa bei den Immobilien. Dieses wurde mit 80,6 Millionen Pfund bewertet.
„Es wird sich aber erst herausstellen, ob die Infrastruktur tatsächlich so viel wert ist“, sagt Losbichler. Ansonsten bleibe nicht viel übrig, vor allem weil SDI auch in Österreich eine andere Strategie als früher Eybl verfolgen will, nämlich sich als Diskonthändler zu positionieren. Der Einstieg in den österreichischen Markt wäre den Briten ohne die Eybl-Übernahme vermutlich billiger gekommen.
SDI – „Ein großer Brummer“
Doch warum hat SDI Eybl dann überhaupt gekauft? „Ich glaube, dass das eine Wachstums-Story für die Börse war“, sagt Losbichler. Und SDI glaubt man solche Geschichten offenbar, immerhin hat sich der Börsekurs trotz einer Abschwächung in den vergangenen Monaten binnen fünf Jahren verachtfacht und steht jetzt bei knapp 700 Pfund. Der Sporthändler notiert im FTSE100, dem wichtigsten Index an der Londoner Börse. „SDI ist ein richtig großer Brummer“, sagt Losbichler – und ein erfolgreicher noch dazu.
Im Vorjahr setzte das Unternehmen 2,7 Milliarden Pfund um, ein Plus von 23,8 Prozent. Vor Steuern blieb ein Gewinn von 239,5 Millionen Pfund. „Für einen Handelsbetrieb ist die operative Marge von neun Prozent äußerst beachtlich, da liegt man weit über dem Schnitt“, sagt Losbichler. Der Handelsriese Wal-Mart, der für seine marktbeherrschende Stellung in den USA bekannt ist, komme nur etwa auf sechs Prozent.
Der „vollkommene“ Eybl-Verkauf
Am 28. Juni 2013 hat Sports Direct (SDI) 51 Prozent an der Eybl-Gruppe für 10,5 Millionen Euro gekauft. Die Briten sicherten sich eine Option auf den Rest des Unternehmens, die am 26. März 2014 gezogen wurde. Für die verbleibenden 49 Prozent zahlte SDI 12,75 Millionen Euro. Der Kauf in zwei Tranchen könnte SDI einen bilanztechnischen Vorteil bringen, da ein niedrigerer Firmenwert angesetzt wurde, der nicht mehr verändert wurde. Somit würden im Verlustfall niedrigere Abschreibungen fällig werden.
Bild. Das war die Zentrale von Intersport & Sport Eybl im Nahbereich des Welser Flugplatzes. Jetzt hat Intersport die große Chance den geschätzten Fachhandel von Sport Eybl und deren Kunden zu übernehmen...