Während sich die Stadtverwaltung mit „sauren Wiesen“ Negativ-Schlagzeilen hervortut, erreichen die Bezirke Wels-Stadt und Wels-Land als gemeinsamer Einkaufsraum eine enorm hohe Kaufkraft-Eigenbindung von 90 Prozent (!). Das ergab die neueste Kaufkraft-Studie und unterstreicht auch die Wirtschaftskraft der Messestadt. Schließlich punktet die so oft kritisierte Welser Innenstadt mit erfreulich positiver Bewertung.
Josef Resch, Obmann der WKO Wels-Stadt, ist erfreut: „Die Handelsbetriebe der Stadt erwirtschaften einen Umsatzwert von 814,1 Millionen Euro pro Jahr, was Rang drei aller Bezirke in Oberösterreich entspricht und Rang zwei hinter Linz unter allen Zentralorten in Oberösterreich bedeutet.
Franz Ziegelbäck, Obmann der WKO Wels-Land: „Weniger positiv sieht die Situation in Wels-Land aus. Hier werden 139,4 Millionen Euro umgesetzt, was dem Bezirk in dieser Kategorie den letzten Platz einbringt. Natürlich ist das auch auf die hohe Einkaufsintensität der Bewohner des Bezirks in Wels-Stadt zurückzuführen.“
Ziel für die Stadt Wels muss es nun sein, dieses hohe Niveau zu halten. In der Zukunft muss vermehrt Augenmerk auf einen qualitativen Ausbau des Einzelhandels gelegt werden. Außerdem muss die leichte Erreichbarkeit der Innenstadt permanent gewährleistet sein. Auch die Botschaft, dass Wels über sehr günstige Parktarife verfügt, muss verstärkt hinausgetragen werden“, fordert Josef Resch.
„Was den Bezirk Wels-Land betrifft brauchen wir hauptsächlich Projekte zur Nahversorgung, denn mit Waren des mittel- und langfristigen Bedarfs ist der Bezirk durch die Nähe zur Stadt Wels und die Mobilität der Kunden ohnehin sehr gut abgedeckt“, so Franz Ziegelbäck.
Gute Ausgangslage für regionalen Handel
Die Prosperität des Einzelhandels eines Bezirks hängt von einer Reihe von Rahmenbedingungen ab. Betrachtet man die vier wesentlichen Faktoren in der Region zeigt sich, dass die Bevölkerungs- und somit auch die Konsumentenbasis in den letzten 12 Jahren deutlich anstieg (4,3 % Zuwachs in der Stadt Wels, +8,3 % im Bezirk Wels-Land). Auch in den nächsten 15 Jahren (bis 2030) wird die Einwohnerzahl deutlich größer werden (10,7 % Zuwachs in der Stadt bzw. +12,8 % in Wels-Land).
Während der Tourismus in der Stadt Wels in den letzten fünf Jahren einen Zuwachs um sieben Prozent verzeichnete (rund 167.000 Nächtigungen), kam es in Wels-Land zu einem Einbruch um 24 % auf knapp 93.000 Nächtigungen. Das deutlich über dem OÖ-Durchschnitt (97,4 %) liegende Kaufkraftniveau sowohl von Stadt und Land (103,3 % bzw. 102 %) stellt eine äußerst positive Rahmenbedingung dar.
Sehr hohe Kaufkraft-Eigenbindung in Wels-Stadt
352 Mio. Euro umfasst das gesamte einzelhandelsspezifische Kaufkraftvolumen der Stadt Wels. Von dieser Summe verbleiben 89 % in den Handelsbetrieben vor Ort. Besonders hoch fällt die „Standorttreue“ der rund 60.000 Konsumenten der Stadt bei „Waren des täglichen Bedarfs“ (95 % Kaufkraftbindung) aus.
Sehr hohe Werte werden zudem im mittelfristigen Segment (Bekleidung, Schuhe, Sportartikel, etc.). und langfristigen Bedarfsbereich (z.B.: Möbel, Elektrowaren, Baumarktartikel) erzielt (79 Prozent bzw. 85 Prozent), wobei anzumerken ist, dass die Kaufkraftbindung in allen drei Segmenten seit 2008 etwas abgenommen hat.
Wels-Land fällt verständlicherweise zurück
Wels-Land verfügt über ein Kaufkraftvolumen von 379 Mio. Euro, wovon lediglich 26 Prozent im Bezirk gebunden werden. Werden im kurzfristigen Bedarf noch knapp die Hälfte der Ausgaben im eigenen Bezirk getätigt, so liegt der Wert beim mittel- und langfristigen Segment lediglich bei einem Zehntel. Diese Werte sind auch auf die hohe Einkaufsintensität der Umlandbewohner in Wels-Stadt zurückzuführen.
Betrachtet man die Kaufkraft-Eigenbindung der Zentralorte in Wels-Land, so ist ersichtlich, dass in Lambach und Sattledt, trotz des hohen Konkurrenzdrucks zur Stadt Wels und dem Linzer Raum, mit einer Eigenbindung von ca. 40 Prozent eine durchaus zufriedenstellende Einkaufstreue der vor Ort wohnhaften Bürger erzielt wird. In Marchtrenk werden 29 % des lokalen Kaufkraftvolumens innerhalb der Gemeinde ausgegeben; in Gunskirchen liegt der Wert bei 20 Prozent.
Wels Stadt versorgt nicht nur das Umland
Die Anziehungskraft des Einzelhandels der Stadt Wels erstreckt sich auch auf die Bezirke Eferding, Grieskirchen, Ried, Schärding, Vöcklabruck, Gmunden, Kirchdorf, Steyr-Land und Linz-Land. Im mittelfristigen Segment besteht das Einzugsgebiet der Stadt aus rund 540.000 Personen, wobei die höchsten Abschöpfungsquoten im Umland der Stadt liegen. Die Standorte Lambach und Marchtrenk versorgen im lang- bzw. kurzfristigen Segment in erster Linie ihre Nachbargemeinden, wobei jeweils ein Einzugsgebiet von ca. 30.000 Personen angesprochen wird.
Linzer Handelszonen als größter Konkurrent
Die dicht besetzten Handelszonen in Linz-Land und Linz-Stadt ziehen aus dem Bezirk rund 44,4 Mio. Euro ab. Der online-Einzelhandel ist bereits die zweitstärkste Konkurrenz des Bezirks-Einzelhandels. Insgesamt 31,3 Mio. Euro fließen in die virtuellen Einkaufswelten. Insgesamt fließen aus Wels Stadt und Land 103 Mio. Euro ab.
Die Kaufkraftbilanz des Einkaufsraums Wels Stadt und Land mit seinen Nachbarregionen fällt deutlich positiv aus (+128 Mio. Euro), wobei sich der positive Saldo seit 2008 um vier Prozent verringerte. Nach Teilräumen fällt die Bilanz mit dem Bezirk Grieskirchen am besten aus (+54,7 Mio. Euro). Bilanzverluste sind lediglich mit dem Bezirk Linz-Land (-1,4 Mio. Euro) zu verbuchen.
Umsatzmotor bleibt Wels-Stadt
Die Handelsbetriebe der Stadt Wels erwirtschaften einen Umsatzwert von 814,1 Mio. Euro pro Jahr, was Rang drei aller Bezirke entspricht. In Wels-Land werden 139,4 Mio. Euro umgesetzt, was dem Bezirk in dieser Kategorie den letzten Platz einbringt. Die Stadt Wels weist nach Linz den zweithöchsten Umsatz aller Zentralorte auf. Der Umsatz in Marchtrenk liegt bei ca. 36 Mio. Euro. In Sattledt werden 21 Mio. Euro, in Lambach 19 Mio. Euro umgesetzt. Die Einzelhandelsbetriebe in Gunskirchen erwirtschaften jährlich etwa 13 Mio. Euro.
Seit 2007 erhöhte sich der Einzelhandelsumsatz in Wels um fünf Prozent. Lediglich 17 Prozent des Gesamtumsatzes der Stadt Wels werden im Stadtzentrum umgesetzt. In Lambach wird ca. 1/3 des Gesamtumsatzes im Ortskern erwirtschaftet. In allen anderen Zentralorten von Wels-Land liegt der Wert deutlich unter 25 Prozent.
Übertrieben: 316.950 m2 Handelsfläche
In Wels Stadt und Land konnte eine Verkaufsfläche von 316.950 m2 (+5 Prozent seit 2008) festgestellt werden. 86 Prozent dieser Handelsareale (271.550 m2) sind in der Stadt zu finden, wobei im innerstädtischen Kernbereich derzeit nur 16 Prozent der Verkaufsfläche situiert sind. Während die Verkaufsfläche in der Stadt seit 2008 um vier Prozent anwuchs, sank der Wert in Lambach um 28 Prozent. Deutliche Anstiege der Verkaufsfläche sind in Sattledt (+72 Prozent), Marchtrenk (+24 Prozent) und Gunskirchen (+22 Prozent) zu beobachten.
Attraktivitätswerte für Welser Innenstadt
Aus Sicht der Befragten punktet das Welser Stadtzentrum vor allem bei „Service- und Fachberatung der Innenstadtbetriebe“ (Note 1,8; Platz 5 in OÖ). Bei der Bewertung vom innerstädtischen Branchenmix liegt die Stadt mit einer Note von 2,5 sogar auf Platz 2 hinter Linz. Auch bei der Gesamtattraktivität schneidet die Innenstadt hervorragend ab – sie belegt Rang 3 (Note 2,3) hinter Linz und Bad Ischl. Durchschnittlich bewertet wurde die „Parkplatzsituation“ (Note 2,8).