Schade um dieses Stadion in Wels an der Porzellangasse. Zwar ohne Parkplätze, dafür mit einer großen Tribüne, einem stattlichen Vereinsheim und allen Service-Einrichtungen. Am 30. Mai 2015 verabschiedete sich der Fußballsport offiziell von dieser Anlage, die voraussichtlich für Wohnbauten genützt werden wird.
Neues Stadion. Bekanntlich wird am Westende der Stadt ein neues Stadion errichtet, dem allerdings die zentrale Lage - besonders für den Fußballnachwuchs - fehlen wird.
Nach dem Ende des sportlichen Höhenflugs der Union-Raika in der Bundesliga stand die Sportanlage an der Porzellangasse eigentlich nur noch einmal richtig im Rampenlicht: Als sich Union und Eintracht Wels zu einem gemeinsamen Verein FC Wels zusammenschloss. Auch wenn ein Parkplatz-Problem vorhanden war und ist, hier hätte man eine zentrale Sportstätte kostengünstig erhalten bzw. einrichten können.
Genauso wie man das einstige stattliche Mauth-Stadion mit großflächigen Naturtribünen sinnloserweise zerstörte und ein schmalbrüstiges Leichtathletik-Stadion daraus machte. Aber mit Steuergeldern ist ja leicht umzugehen, wenn man nicht wirklich Verantwortung dafür tragen muss.
Aber immerhin wird die ebenfalls geschlossene Sportanlage unterhalb vom Wirt am Berg für eine attraktive neue Wohnanlage genützt werden können. Auf dem Gelände des Union-Stadions könnte man einen angenehmen Wohnbereich schaffen.
Sag leise Servus (?) vom Fußballstadion
Und so fand ganz nach diesem Motto eine eher chaotische Abschlussveranstaltung statt, das mit einem Meisterschaftsspiel der FC Wels Damen gegen Union Nebelberg begann und dann mit einem Benefizspiel enden sollte.
So lange wollten wir uns aber nicht auf dem Gelände aufhalten. Unsere Fotos sollen an das einstige Stadion erinnern, ehemalige Fußballer wurden an diesem Nachmittag gesichtet. Und die größte Freude hatten wir mit der Anwesenheit von Alois Gföllner, der ehemalige Nationalrats-Abgeordnete war verantwortlich für den wohl einmaligen Höhenflug der Welser Union-Fußballsektion aus der damaligen 3. Unterhaus-Klasse bis in die Bundesliga.
Alois Gföllner menschlich ein Vorbild
Auch damals konnte man schon deutlich feststellen: Wer aus dem sog. gemeinützigen Politgeschäft ausschert, der hat auch die Konsequenzen zu tragen. Als damals die Debatte aufkam, Politiker sollen nicht gleichzeitig zwei Hauptjobs ausüben, war Alois Gföllner so "ungeschickt" und zog sich freiwillig aus dem Nationalrat zurück, um nur noch als Geschäftsführer eine Wohnbaugesellschaft tätig zu sein. Das haben ihm seine Parteifreunde übel genommen und so war Gföllner auch seinen Geschäftsführer-Job bald los.
Das hatte auch indirekt auf die Sponsor-Tätigkeit von Raiffeisen OÖ und den Verein Auswirkungen. Gföllner trug dann dazu bei, dass der Verein nicht in ein Schuldenfiasko geriet und so war es mit heimischer Spitzenfußballkost plötzlich vorbei und die Union begann wieder im Unterhaus in der 2. Klasse, ehe man sich sinnvollerweise mit dem Askö-Verein Eintracht 2003 zusammenschloss. Schon damals hatte Hermann Wimmer sein Sportlerherz positiv im Einsatz.
Der Union-Stadion-Blick zurück...
Eröffnet im Jahr 1946 - nun schließt das Union-Stadion nach 69 Jahren seine Pforten - für immer. Zuletzt herrschte hier an der Porzellangasse eine bescheidene Stille. In den frühen 80er Jahren erlebte Wels hier allerdings einen historischen Fußball-Höhepunkt. Durch die Aufstockung der Bundesliga auf 16 Vereine reichte der Union Raika Wels ein 6. Platz in der 2. Division für den Aufstieg in die höchste Spielklasse Österreichs.
Rekordkulisse von 12.000 Besuchern
In der Saison 1982/83 gab es legendäre Bundesliga-Duelle in der rund 9.000 Zuseher fassenden Sportstätte. Noch heute sprechen Zeitzeugen von den unvergesslichen Spielen gegen Rapid und Austria Wien. So war auch der damalige Goleador Hans Krankl verwundert, als er damals mit dem SK Rapid gerade ein 2:2-Unentschieden in einem mit fast 12.000 Zuschauern aus den Nähten platzenden Union-Stadion erreichte.
Dabei sah es anfangs noch schlimmer aus für den Rekordmeister, nachdem Heinz Singerl und Paul Perstling den damaligen Rapid-Trainer Otto Baric mit einer 2:0 Führung für die Union auf die Palme brachten. Erst in der 89. Spielminute gelang Antonin Panenka der 2:2-Ausgleich durch einen Freistoß, dem zuvor ein Foul von Didi Constantini vorausging. Zwischenzeitlich erzielte Reinhard Kienast den 1:2-Anschlusstreffer gegen die Union-Truppe von Trainer Milan Miklavic.
Nur eineinhalb Jahre später, im Frühjahr 1984, stand die Union Raika Wels wegen finanziellen Schwierigkeiten vor dem Kollaps. Die Spieler waren dadurch kostenlos frei und die Union machte in der darauffolgenden Saison einen Neustart in der 2. Klasse. Der Höhenflug und die Bedeutung der Stadt Wels auf der Fußball-Landkarte dauerte sehr kurz, doch die Erinnerungen von damals blieben für immer.
Der Abgesang für das Stadion
Seit diesem Zeitpunkt begann der langsame Verfall der traditionsreichen Fußballstätte. Die Union spielte bis zur Fusion 2003 mit der Eintracht Wels im Unterhaus. Das große Geld für eine Sanierung sowie die Vision einer Wiederauferstehung des Union-Stadions war seither nie vorhanden.
Ab dem Jahr 2003 kickten hauptsächlich die zahlreichen Nachwuchsmannschaften des FC Wels sowie die 1b Mannschaft des neuen Vereins in der Porzellangasse. Seit der Überlegung, für den FC Wels eine komplett neue Sportstätte im Stadtteil Wimpassing zu errichten, wurde die Aufrechterhaltung der Infrastruktur des Union-Stadions grob vernachlässigt.