Insgesamt standen am 27. September gleich sechs Bürgermeister-Kandidaten für die Welser Wahlberechtigten zur Auswahl. Allerdings nur einer zeigt wirklich Mut für dringend notwendige Veränderungen im Hause Magistrat und damit in der Hoheitsverwaltung. Mit Dr. Andreas Rabl (Bild) trat jener Kandidat an, dem man spürbare Veränderungen zum Wohle der Stadt und deren Einwohner zutraut. Dank seiner Persönlichkeit hätte sich Wels sogar eine weitere Stichwahl - wie leider 2009 - um den Bürgermeistersessel ersparen können.
Vizebürgermeister Hermann Wimmer hat die Wiederwahl für die SPÖ nicht nur mit der verschobenen Aufarbeitung des Welldorado-Finanzskandals, sondern auch mit der Bürgermeister-Schwäche bei der Ansiedlung vor allem der türkischen Einwanderer verwirkt. Die Innenstadt ist speziell aus der Sicht auswärtiger Besucher besonders am Wochenende fest in ausländischer Hand, nur noch bei Shopping-Nights können sich die angestammten Welser an der angenehmen Atmosphäre der Innenstadt erfreuen. Ein Bürgermeister für alle kann Hermann Wimmer leider nicht mehr werden.
Peter Lehner als Spitzenkandidat der ÖVP hat sich wie seine Vorgänger nur mit halbherzigen Kurswechsel-Ankündigungen und mit einem gelben Linienbus (übrigens mit einem Sorgenfalten-Gesichtsausdruck) hervorgetan. Als Wirtschaftsreferent hätte er nicht so sehr auf die Versäumnisse der Stadt hinweisen dürfen, sondern sich auf die fast einzigartige wirtschaftliche Stärke der Stadt konzentrieren müssen.
Fehlende Wels-Werbung. Die Idee einer Ringstraßen-Untertunnellung und das Versäumnis TGW ganz in Wels zu halten, haben dem Wirtschaftsreferenten keine Image-Erfolge gebracht. So wie die Schwäche des Stadtmarketings, das immer wieder für Steuergeld-Verschwendung sorgt. Das fällt auch in den Tätigkeitsbereich der ansonsten persönlichen Erscheinung. Außerdem hat der erfolgsverwöhnte Politiker einen sicheren und beachtlichen Job in der PVA in Wien.
Zur Teilabsiedlung der Erfolgsfirma TGW: Der schon in Pension befindliche Bürgermeister von Sattledt hat mit stunden- bis tagelangen Gesprächen die Grundbesitzer soweit gebracht, dass sich Fronius zum Bau der neuen Zentrale in Sattledt und nicht in Wels entschlossen hat.
Erstaunliche Qualität für die Politik
Zum echten Herausforderer und damit Favoriten im Werben um den Bürgermeistersessel hat sich Rechtsanwalt Dr. Andreas Rabl entwickelt. Die FPÖ-Wahlbroschüre 4/2015 (Bild) ist in jeder Hinsicht positiv gelungen. Argumente, Visionen, profundes Rechtsverständnis und ein intaktes Familienleben sind jene Pluspunkte, die dem gestandenen Welser die Ankündigung von realen Veränderungen zugetraut werden kann. Außerdem spricht für ihn, dass er sich trotz einer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit so für die Entwicklung seiner Heimatstadt engagiert.
Betrugsverdacht nicht anständig gelöst
Die weiteren Kandidaten konnten sich schon mangels finanzieller Möglichkeiten nicht in den Blickpunkt der Öffentlichkeit schieben. Die Grünen hatten verabsäumt die fast schon kriminellen Buchhaltungs-Gepflogenheiten im Magistrat mittels Führung des Kontrollausschusses so wirksam in die Öffentlichkeit zu tragen, dass der Bürgermeister zur einzig richtigen personellen Entscheidung gezwungen worden wäre – Abteilungsleiter und Dienstellenleiter hätten sofort aus dem Haus entfernt und mit einem Betretungsverbot in ihren Zuständigsbereichen belegt werden müssen. Schon alleine zum Rufschutz der anderen Mitarbeiter im Magistrat.
Schade um die einstigen Sozialdemokraten
Der amtierende Bürgermeister war schon 2009 ein „Auslaufmodell“ und hat in der zu Ende gehenden Legislaturperiode weiterhin versäumt, dass Wels nicht zu einer Hochburg vor allem der türkischen Zuwanderer geworden ist. Der mit hoher menschlicher Kompetenz ausgestattete Dr. Peter Koits hatte unter der eigenen Entscheidungsschwäche und dem Intrigenspiel seines Parteikollegen und Finanzreferenten zu leiden. Die SPÖ hat sich leider schon längst von dem ursprünglichen Wählerpotenzial der Arbeiter und einfachen Menschen verabschiedet.
Sechs Jahre zu spät? Damit hat sich Hermann Wimmer selbst auf dem Rennen für die höchste politische Funktion genommen. Der in seinem Bereich jahrelang geduldete Buchhaltung-„Sauhaufen“ im Magistrat wird auch nach der Wahl schwer auf seinen ansonsten starken Schultern liegen. Seine Chance als Bürgermeisterkandidat, obwohl er stets sein Interesse dafür deutlich abgestritten hatte, wäre 2009 gewesen.
Damals hätte sich die SPÖ die Stichwahl-Schlappe gegen einen netten, aber völlig harmlosen Gegenkandidaten wie Dr. Bernhard Wieser ersparen können. 12.270 Wahlberechtigte (46,47 % der abgegebenen Stimmen) hätten lieber im Oktober 2009 den „blauen“ Vizebürgermester als neuen Bürgermeister gehabt. Koits musste nach dem ersten Schock überredet werden überhaupt die Wahl anzunehmen.
? Warum Hermann Wimmer sich plötzlich als Bürgermeister-Kandidat aufstellen ließ – das wird sein persönliches Geheimnis bleiben. Jahrelang hatte er seinen Abschied in die Pension für 2015 angekündigt. Als Finanzreferent hat sich der „politische Schachspieler“ unauslöschliche Verdienste für die Entwicklung der Stadt und der Messe Wels erworben, sowie dem Sport in Wels eine finanzielle Grundlage geschaffen. Als Politiker hatte er sich aber selbst in seiner Partei wenig Freunde geschaffen.
SPÖ quo vadis? Da sich Hermann offensichtlich als „Notnagel“ zur Verfügung stellte, muss er nun selbst die Wahlsuppe auslöffeln, die ihm die Allmacht-herrschende Partei und deren Personalreferent im Hause Magistrat eingebrockt haben. Der Warnschuss von 2009 ist bei der SPÖ – sowie wie bei der Bundespartei in Wien – noch immer nicht angekommen. Die nicht nach dem SP-Wunsch erfolgten Abstimmungen im Gemeinderat hat der Bürgermeister bis zuletzt einfach nicht verstehen wollen. Linienbusse politisch genützt? Diese Finanzierung mit Steuergeld aus dem anscheinend unerschöpflichen Parteiwerbetopf hätten sich beide Politiker ersparen können. Zumal auch die Busfahrer gefordert waren, die Busse aus Werbegründen wechseln mussten...