August 2021 - Die Stadt Wels kann heuer die erste (!) Olympische Medaille feiern, die ausgerechnet ein besonders strebsamer und ehrgeiziger Judoka mit Integrations-Hintergrund in Tokio erobern konnte. Auch wenn seine Familie jetzt in Marchtrenk wohnt, die Grundlage für den Erfolg ist dem in Mitteleuropa wohl einmaligen Budokan in Wels, dem Zentrum für fernöstliche Sportarten, zuzuschreiben.
Schon vor Jahren kündigte sich am Spitzensport-Himmel und beim LZ Multikraft Wels eine Erfolgsgeschichte im Zusammenhang mit dem Namen Borchashvili an.
Und immer wieder war es Judotrainer Willi Reizelsdorfer, der nicht nur ein exzellenter und strebsamer Ausbildner in seiner Lieblingssportart war und ist, sondern auch das Gefühl für besondere Talente hatte. So war es bei Sabrina Filzmoser und zuletzt 2018 bei den drei Brüdern Kimran, Shamil und Wachid Borchashvili. Und das auch mit dem Blick Richtung Olympische Spiele.
Es begann 1968 in der OLV-Druckerei
Der OÖ. Landesverlag präsentierte vor 53 Jahren (!) im Industrieviertel Ost die erste Offsetdruckerei in Oberösterreich. Dort war auch der damals persönlich erfolgreiche Judoka Willi Reizelsdorfer beschäftigt. Als Detlef Heyss die Sportredaktion der damaligen Wochenzeitung ‚Welser Zeitung‘ übernahm, wurden innerhalb weniger Jahre in der Zeitung aus dem einstigen ‚Stiefmütterchen‘ Sport mit zwei Seiten insgesamt acht Seiten als eigene Beilage. Von Wels aus wurden die Regionalausgaben der OÖ. Rundschau mit viel mehr Sport beglückt.
Lebenswerk Sport. Durch einen außerordentlichen Einsatz entstanden dann auch Sonderseiten für den zuvor sehr schwach aufgestellten Sport in der OÖ. Regionalzeitungen. Der engagierte Sportredakteur wurde unter anderem zu Olympischen Spielen in Innsbruck und München, zu Ski-Weltmeisterschaften ins Grödnertal geschickt und mit Sonderteilen der gesamten Rundschau beauftragt.
Vorankündigungen. Und da stand wieder Willi Reizelsdorfer als Druckerei-Mitarbeiter beruflich bei der Gestaltung der Berichte an der Seite von Detlef Heyss und erzählte ihm eines Tages von seiner 1986 begonnenen Trainertätigkeit, wobei ihm sofort das Talent und der Ehrgeiz von einem Schützling namens Sabrina Filzmoser (1988) aufgefallen war.
Und dem Sportredakteur war der Name Filzmoser ein Begriff. Denn Papa Franz Filzmoser und seine Frau (damals unter dem Namen Luise Gassl) waren bei der Premiere des von Karl Bachner und Detlef Heyss gegründeten Ski-Welscup 1972 (!) auf der Wurzeralm dabei. Und Allround-Sporttalent Franz Filzmoser war dann viermal Welscup-Gesamtsieger und mit Toni Kammerstätter im Rallyesport erfolgreich im Einsatz. 1974: Franz Filmzoser und Sonja Schierl (jetzt Schwab) zählten zum Welscup-Start zu den Dominatoren.
Miterlebt. Und so begleiteten der Judotrainer und redaktionell der Sportredakteur Sabrina vom Beginn ihrer wohl einmaligen Judokarriere. Und waren auch bei den herausragenden Erfolgen dabei, Willi persönlich und Detlef bei den Erfolgsfeiern. Sabrinas Wunsch neben EM-Titeln und WM-Medaillen auch bei Olympia eine Medaille zu erkämpfen, blieben ihr leider versagt. Aber: An dem Erfolg von Shamil hat sie als Förderin und Vorbild einen besonderen Anteil. Das spricht auch von der menschlichen Größe der heute 41-jährigen, die in ihrem Judo-Lieblingsland und in Tokio ihre so beachtliche 33-jährige (!) sportliche Karriere beendete.
Langzeittrainer. Willi Reizelsdorfer, der nach seiner erfolgreichen aktiven Karriere das Nachwuchstraining im ehemals Mini-Vereinsheim des ATSV Wels übernahm und somit ständig im Kontakt mit der Jugend des jetzigen Leistungszentrums Multikraft Wels war und noch immer ist. Für ihn war die Übersiedlung ins Budokan wie ein Lottotreffer.
Das Budokan, das der Karate-Spezialist Ewald Roth initiierte und zusammen mit dem früheren Stadt-Finanzmanager Hermann Wimmer umsetzte, war mehr als nur ein Glücksgriff für den Judosport – und auch für Karate, die Bronzemedaillen-Gewinnerin Bettina Plank wurde auch hier zur Spitzensportlerin ausgebildet.
Und im Rahmen der Olympiafeier-Premiere der Stadt Wels darf man auch die Ankündigung vom Bronzegewinner Shamil nicht vergessen, der für die Olympischen Spiele in Paris 2024 den Start der drei Brüder Borchashvili ankündigte. Die Grundlage dafür bietet das Budokan, das LZ Multikraft Wels und der Ehrgeiz einer Großfamilie, die ihrem Heimatland Tschetschenien entfloh, um sich eine bessere Lebensgrundlage in sicherer Umgebung zu schaffen.
Und im Judoklub LZ Multikraft Wels war eines von Anfang an klar: Die ehrgeizigen Brüder müssen zuerst die Sprache lernen und dann können sie im Rahmen des Klubs ihre Karriere beginnen. Ein Vorbild zum Thema Integration, das trotz der Geschichte Österreichs (Flüchtlinge waren nach 1945 wesentlich am Wiederaufbau beteiligt) bei den jüngsten Flüchtlingswellen viel zu wenig Beachtung fand. Vor allem im Sport gelingt es immer wieder, dass in Österreich ‚gestrandete‘ Familien und vor allem Jugendliche den gesuchten Halt gefunden haben. 2018 war das sportliche Ziel beim LZ Multikraft Wels klar gesteckt: Die fünf Welser Nationalteamjudokas im Zeichen von Olympia (von links): Shamil und Wachid Borchashvili, Sabrina Filzmoser, Michael Winkler und Kimran Borchashvili.
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