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welsÜberregionales | Gesundheit | 31.03.2020

OÖN-Bericht über mögliche Viren-Schutzmittel

Ein Medikament als Gegenmittel ?

Während uns Fachexperten endgültig verängstigen, die vor Wochen noch nur von Direktübertragungs-Gefahr sprachen und jetzt die gefährlichen „Tröpfchen“ schon durch die Luft fliegen sehen, gibt es erste Hoffnungsfunken aus dem Bereich Wissenschaft. Dank eines OÖN-Berichtes von 31. März glaubt der gebürtige Innviertler und Genetiker Josef Penninger (Bild) ein Gegenmittel gefunden zu haben.
Wir bringen deshalb das OÖN-Interview hier in voller Länge.
"Wir hoffen und beten, dass es funktioniert"
Der Innviertler Josef Penninger hofft, dass sein Medikament mit dem entsprechenden Wirkstoff bereits in wenigen Wochen zugelassen wird. "Unser Medikament zur Behandlung von Covid-19 wurde vor einer Woche eingereicht und wartet auf die Genehmigung". Der Mediziner forscht seit Ausbruch der Pandemie an einem Wirkstoff und hofft, dass das Präparat bald zum Einsatz kommen wird.
OÖN: Die ganze Welt wartet auf ein Medikament gegen Covid-19. Sie forschen auch daran, wann ist es so weit?
Josef Penninger: Unser Medikament, entwickelt von unserem Biotech-Unternehmen Apeiron, wurde vor einer Woche eingereicht. In Österreich und in China. Wir warten nun auf die Genehmigung der Behörden, und wenn es zugelassen wird, kann es relativ schnell gehen.
Wie schnell? Es kann sehr schnell sein, vielleicht schon nächste Woche, vielleicht später. Aber es ist wichtig, dass es sauber getestet wird. Wir tun keinem Menschen einen Gefallen damit, dass wir schlecht testen und Medikamente auf den Markt werfen, die nichts bringen. Wir sind sehr gut vorangekommen und hoffen, dass wir schnell an Patienten testen können.

Wo setzt ihr Medikament an? Es reduziert die Virusinfektion direkt am Rezeptor, und es sollte vor Organschäden schützen. Von der WHO gibt es vier Ansätze, die derzeit vorangetrieben werden. Zwei setzen bei Medikamenten gegen HIV an, wobei man genetische Informationen über das Virus erhalten will.
Ein weiterer Ansatz erfolgt durch das Medikament "Remdesivir", das schon erfolgreich gegen Ebola zum Einsatz kommt, das vierte ist Chloroquin aus der Malariamedizin. Auch hier gibt es Daten, die helfen könnten. Man muss aber die Kirche im Dorf lassen: Wir hoffen und beten, dass es funktioniert – und es wird wohl auch funktionieren –, aber die verlässlichen Daten sind noch nicht vorhanden.

Und wie sieht es mit einem Impfstoff aus?
Viele kluge Leute arbeiten daran, und Wissenschaft und Politik tun alles Mögliche. Wir verstehen mittlerweile schon relativ viel von der Erkrankung, wie sie sich ausbreitet, was wir dagegen tun können. Wir sind auf einem sehr guten Weg. Es gibt auch schon Versuche von Impfstoffen am Menschen. Aber normalerweise dauert es zehn bis fünfzehn Jahre, bis ein Impfstoff entwickelt ist.
Im besten Fall dauert das ein bis eineinhalb Jahre, was aber außergewöhnlich wäre. Ich glaube, dass wir einen Impfstoff hinbekommen, aber die Hoffnung, dass das in drei, vier Monaten der Fall sein wird, ist vergeblich. Wir müssen die Gewissheit haben, dass die Impfstoffe auch sicher sind. Dann stellt sich auch die Frage, wie lange es dauert, bis wir möglichst viele durch geimpft haben.
Bei Polio hat es Jahrzehnte gedauert. Reiche Länder kann man wahrscheinlich schneller durch impfen, aber es gibt auch ärmere Regionen mit schlechter Infrastruktur, etwa in Afrika oder Indien. Wenn es hier so richtig losgeht, dann wird es ernst.

Auffallend ist die bisher unterschiedliche Mortalität – etwa in Italien und Deutschland. Gibt es mehrere Virus-Ausprägungen?
Das ist einerseits demografisch bedingt, Italien hat eine sehr alte Bevölkerung. Und die ersten Infektionen in Österreich und Deutschland sind bei jüngeren und fitten Personen beim Skiurlaub aufgetreten. Das ist der eine Unterschied. Aber vielleicht gibt es auch unterschiedliche genetische Varianten – beim Immunsystem und beim Virus. Es gibt Meinungen, wonach es acht verschiedene Virus-Typen gibt. Da wissen wir noch zu wenig.
Ist man nach einer Erkrankung immun?
Eine schwierige Frage. Fest steht: Unser Immunsystem ist darauf nicht vorbereitet. Da es aber viele Menschen gibt, die nicht erkranken, heißt das: Unser Immunsystem kann damit umgehen, sonst würden wir alle daran sterben. Das herauszufinden, was dahintersteckt, dafür braucht man Zeit. Aber was mich erschreckt: Es gibt Fälle, wo Erkrankte nach fünf, sechs Tagen aus dem Spital entlassen werden konnten, das Virus nicht mehr nachweisbar war – und einige Tage später sind sie wieder erkrankt. Das Virus ist offenbar nicht so harmlos. Es kann sich verbergen und wieder zum Vorschein kommen. Das ist die entscheidende Frage bei Impfstoffen.

Wie beurteilen Sie die Maßnahmen der Regierung, etwa die Schutzmaskenpflicht?
Bei uns wusste vorher keiner, wirklich keiner, wie man damit umgehen muss. Ich finde, die Regierung und die Krankenhäuser sowie Ärzte machen einen super Job. Natürlich kann man es immer besser machen wie etwa in Südkorea, aber wir sollten alle gemeinsam mithelfen, dass wir das schaffen. Nicht nur mit dem Finger hinzeigen und Fehler suchen. Die Message aus Korea ist klar: So viele Menschen wie möglich testen, Masken aufsetzen und oft Hände waschen. Aber wir dürfen nicht mit drittklassigen Masken arbeiten, die gar nicht helfen.

Wie schätzen Sie den weiteren Verlauf der Pandemie ein?
Seriöse Epidemiologen haben ausgerechnet, dass wir in Österreich auf den Peak zusteuern. Dass es danach gegen Sommer zu besser wird und dann das Virus weg ist – das wäre das Best-Case-Szenario. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei höchstens zehn Prozent. Realistisch ist, dass nach dem Höhepunkt sich zwar die Kurve abflacht, dann die Infektionswelle aber auf die Südhalbkugel in den Winter kommt.
Es kann sein, dass es eine Krankheit wird wie die Grippe, die saisonal auftritt und im Winter wieder zurückkommt. Dann müssen wir lernen, damit umzugehen, und auf einen guten Impfstoff warten. Mich schreckt nicht das Virus, aber das Ausmaß der Erkrankung und Verbreitung – das ist erschreckend. Das verstehen zu lernen, das ist das Entscheidende.

Josef Penninger (1964 in Gurten geboren) ist Genetiker und war von 2003 bis 2018 wissenschaftlicher Direktor am IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) in Wien. Im Jahr 2018 übernahm er die Leitung des Life Sciences Institute an der University of British Columbia.
Gesund bleiben und dann aber pleite!
Was aber Wissenschaftler mit den strengen Maßnahmen nicht bedenken ist einerseits die Psyche der Menschen, die nun plötzlich sogar in der Luft mit gefährlichen Tröpfchen konfrontiert sein sollen, und andererseits die Wirtschaft.
Stoppt man die Wirtschaftskraft so wie vorgesehen auf Monate, dann nutzt zwar dem virenfreien Menschen dann die Gesundheit, doch eine dadurch kaum vermeidbare Weltwirtschaftskrise sorgt dann nicht nur bei Firmen für die totale Pleite. Und das Problem wird dann hinterfragt, denn aktuell haben der Großteil der Infizierten nur ganz geringe gesundheitliche Probleme.

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